2012-12-02

Digiscoping mit dem Swarovski ATM 80 und DCB Kamera-Adapter


Nachdem ich einen Röhren-Digitalkamera-Adapter und einen Schienen-Universal-Adapter getestet habe, beschloss ich, die Digitalkamerabasis von Swarovski zu testen. Das ist auch ein Universal-Adapter mit Schienen, aber es hat den zusätzlichen Vorteil, dass es mittels Scharnier leicht aufklappt für Beobachtungszwecke. Das spart viel Zeit, da kein Schrauben oder Nachjustieren erforderlich ist. Man betätigt nur einen Hebel, um den Adapter zu lösen und ihn in die richtige Stellung zu klemmen.

Dieser Adapter passt nicht auf meinem jetzigen (13 Jahre alten) Spektiv, also fragte ich Swarovski ob sie mir eine Digiscoping-Ausrüstung für Test- und Blog-Zwecke leihen würden, was sie freundlicherweise zustimmten. Hier ist die genaue Ausrüstung die ich getestet habe:
  • Teleskop-Grundkörper Swarovski ATM 80 HD
  • Okular 25-50x W
  • Digitalkamerabasis DCB-A
  • Karbonstativ CT 101
  • Stativkopf DH 101
  • Kompaktdigitalkamera Canon PowerShot A590
Vor kurzem wechselte ich die Kamera von einer Nikon CoolPix AW100, die ich extra für das Digiscoping gekaufte hatte. Diese war leider nicht die ideale Wahl weil, zumindest für mich, war es relativ schwierig sie scharf zu stellen.



Beide Kameras haben einen 4-fach-Zoom, also für den Zweck, Digiscoping-Kameraadapters zu testen, sollte der Wechsel keine Nachteile haben.

Das Auspacken der Schachteln:

Teleskop-Grundkörper ATM 80 HD
Okular 25-50x W
Digitalkamerabasis DCB-A
Karbonstativ CT 101
Stativkopf DH 101

Als Erstes bemerkte ich, dass eine der beiden Arretierungen des Spektivdeckels klemmte, es ist dann schwierig sie wieder in die richtige Stelle zu schieben beim Aufsetzen des Deckels. Die Arretierungen auf meinem alten Spektivdeckel sind in einem Stück mit dem Deckel gegossen, so dass es wenig Technologie gibt damit etwas schief gehen kann.

Ähnlich ist es mit der Gummikappe am Okular, sie sitzt sehr locker und fällt leicht vom Okular. Die Kappe aus Hartplastik beim alten Okular wird aufgeschraubt und fällt deshalb kaum ab. Zusätzlich muss man die Schnur der Kappe vom Okular entfernen wenn man die DCB verwendet, so geht die Kappe leicht verloren.

Das neue Spektiv hat eine super neue Anvisierhilfe, aber diese muss leider auch abmontiert werden bei Verwendung der DCB.

Bei der DCB ist eine Balanceschiene inkludiert, aber so wie sie ausgeliefert wurde passte sie nicht zum Stativkopf. Das kleine Anleitungszetterl ist sehr minimalistisch mit nur Piktogramme ohne Text um so international wie möglich zu sein, aber ich konnte nicht herausbekommen wie man die Balanceschiene umstellt damit sie auf dem Stativkopf passt. Googeln half auch nichts. Im Gegenteil ein paar Websites behaupteten dezidiert, dass diese Balanceschiene 
(666-0253RM) nicht zu diesem Stativkopf (DH 101) passt. Also schrieb ich Dale Forbes, Produktmanager bei Swarovski. Er antwortete, "man muss nur den Schienenfuß mit einem Inbusschlüssel lösen und ihn wieder auf der anderen Seite der Balanceschiene aufsetzen. Er passt dann direkt in den DH101". So war es auch!

Ich habe festgestellt, dass die Balanceschiene notwendig ist. Sonst ist das Spektiv am Ende mit der Kamera zu schwer und neigt dazu zu sinken.

Das Stativ verfügt über eine Wasserwaage, aber ich sehe nicht viel Verwendung dafür in der Natur. Der Manövrierarm des Stativkopfs ist offenbar nicht dazu gedacht, so oft wie ich mit meiner alten Ausrüstung gemacht habe umgestellt zu werden. Jetzt muss man eine Schraube mit einer Münze lösen statt mit den Fingern zu drehen. Zusätzlich ist der Stab nicht mehr rund sondern sechseckig, so dass man das Ganze nach dem Lösen herausnehmen dann wieder vor dem Festziehen einstecken muss. Dies ist aber nicht so ein großes Problem wie ich gedacht habe. Jetzt wenn ich zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Bus reise löse ich den Arm einfach nicht mehr. Wenn ich mit Koffer reise entferne ich den ganzen Stativkopf vom Stativ.

Alles andere am Stativkopf ist besser als vorher. Jetzt gibt es keine Schrauben die beim Einstellen des Stativkopfs in beiden Achsen gedreht werden müssen, sondern einfachen Hebel, die gut funktionieren (so lange man die Balanceschiene verwendet wenn eine Kamera angeschlossen ist).

Das Einsetzen des Spektivfuß in den Stativschuh und Entfernen daraus sind viel leichter als mit dem alten System. Es gibt keinen zusätzlichen Adapterfuß der Instabilität in das System bringt. Der Fuß des Spektiv selbst (bzw. der Balanceschiene wenn man eine verwendet) passt direkt in den Schuh des Stativkopf. Ich hatte Probleme mit dem alten System da dies Verbindung immer wieder locker wurde, dies ist mit dem neuen System nicht so. Der Spektivfuß passt auch fest in die Balanceschiene und wird mittels Schraube die mit einer Münze gelockert wird eingestellt. Normalerweise tut man dies nur einmal.

Das Stativ selbst hat so ziemlich all die selben Funktionen wie mein früheres Stativ und mehr. Das einzige was fehlt sind die Metallspitzen an den Enden. Diese waren im vorherigen Stativ eingebaut und wurden versteckt indem man die Gummispitzen drehte. Jetzt muss man die Metallspitze extra bestellen und die Standard-Plastikenden ersetzen, glaube ich. Allerdings habe ich in mehreren Lebensräumen von feinen Sandstränden bis zu felsigen Bergspitzen und alles dazwischen keine Notwendigkeit dafür gespürt.

Das neue Stativ besitzt einen Haken am unteren Ende des zentralen Stabes, um ein Gewicht (z.B. Rücksack) daran zu hängen für zusätzlich Stabilität bei windige Bedingungen. Ich hatte noch keine Notwendigkeit dafür, aber es ist gut zu wissen, dass er da ist.

Ich entschied mich für das Stativ ST 101 statt dem CT Travel, obwohl ich relativ oft fliege, da ich dachte, es könnte stabiler sein, weil de Beine jeweils nur drei statt vier Abschnitte haben bei gleicher Gesamthöhe. Wie man unten sehen kann passen Stativ und Stativkopf gut ein meinem Koffer. Falls sie noch nicht passen kann man den Stativkopf entfernen.


Beim Ausfahren der Stativbeine am alten System zog ich routinemäßig beide Abschnitte aller drei Beine heraus. Dann war das Spektiv auf der für mich perfekte Sichthöhe aber ein wenig zu hoch für das Fotografieren, weil der Kamera-Aufbau fügt Länge zum Spektiv hinzu und ich verwende die abgewinkelte Version des Spektivs anstatt der geraden Ausführung. Beim Ausfahren des neuen Stativs auf volle Länge ist es für mich viel zu hoch, auch im Beobachtungsmodus, außer ich schaue auf hohe Bäume oder Berge. Also verlängere ich in der Regel nur jeweils die untere Teile der Beine und beuge mich über. Das funktioniert gut mit dem abgewinkelten Spektiv, vor allem beim Kamera-Aufbau. Weitere Vorteile sind eine erhöhte Stabilität und die Möglichkeit das Spektiv mit kleineren Kindern und Erwachsenen ohne Nachjustieren und erneuter Suche des Subjekts zu teilen.

Auf dem Foto oben sieht man auch den grünen Beutel mit der DCB und Inbusschlüssel (Innensechskantschlüssel) zum Einstellen der Höhe. Wie bei jedem Kamera-Adapter-System will man das ganze Einstellen und Hantieren machen bevor man für den (ersten) Vogelbeobachtungstour aufbricht. Der Vorteil bei diesem System ist, dass die Kamera mit ihrem Stativ-Schraubenloch an eine Halterung befestigt wird, die leicht von der DCB mit einem einfachen Hebel entfernt werden kann wenn man die Kamera nicht für Digiscoping verwenden möchte. Sie kann dann schnell wieder angebracht werden. Normalerweise habe ich eine zweite Kompaktdigitalkamera (und Smartphone) dabei, also ist nicht einmal das notwendig. Man kann die Gleitschiene sogar an die Kamera so anbringen, dass Batteriefach nicht blockiert wird.

Sobald der Aufbau abgeschlossen ist kann man in der Regel mit dem Spektiv und hochgeklappter Kamera auf der Schulter dahin wandern, so dass man schnell im Beobachtungsmodus ist. Dann wenn man digiscopen möchte löst man einfach die Verriegelung, klappt die Kamera wieder nach unten, fixiert sie mit einem Hebel, schaltet die Kamera ein, zoomt die Kamera falls gewünscht, fokussiert das Spektiv neu wenn nötig und knipst das Foto. Ich habe festgestellt, dass das Sichtfeld nach Herunterklappen der Kamera ein wenig höher ist als zuvor, so dass ich es automatisch ein paar Millimeter nach unten verschiebe.

Theoretisch kann man sogar das Okular zoomen während sich die Kamera in Aufnahmemodus befindet, aber meistens macht man das wenn überhaupt bevor man die Kamera herunter klappt. Ich habe festgestellt, dass mit der niedrigsten Vergrößerung des Okulars (25x) zusammen mit der null- bis vierfachen Vergrößerung der Kamera das Subjekt oft zu groß ist für das Sichtfeld. Ich verwende selten das Zoom des Spektivs. Dieser Aufbau zeigt etwas Vignettierung wenn ich die Kamera nicht zoome, also mache ich das meistens. Hoffentlich hat meine nächste Ausrüstung keine Vignettierung.

Das Gesamtgewicht des neuen Systems beträgt 4,5 kg. Das alte System wiegt 6,8 kg, also 50% mehr. Das ist natürlich sehr merkbar wenn man das Spektiv überall mit sich trägt wenn man Vögel beobachten geht, auch beim stundenlangen Herumwandern in den Bergen.

Beurteilen Sie selbst die Bilder die man mit diesem System machen kann (auf die Bilder klicken und größere und mehr Bilder zu sehen):

2012-07-08 Ft Desota State Park, Florida (Nikon Coolpix AW100)
2012-07-10 Sun City Center, Florida (Nikon Coolpix AW100)
2012-07-17 Padre Island, Corpus Christi, Texas (Nikon Coolpix AW100)
2012-07-18 Padre Island, Corpus Christi, Texas (Nikon Coolpix AW100)
2012-07-31 Earlysville, Virginia (Canon PowerShot A590)
2012-08-18 Feuerkogel, Ebensee, Österreich (Canon PowerShot A590)
2012-10-25 Helgoland, Deutschland (Canon PowerShot A590)
2012-10-26 Helgoland, Deutschland (Canon PowerShot A590)
2012-10-27 Helgoland, Deutschland (Canon PowerShot A590)



[Ich bin in keiner Weise mit der Firma Swarovski verbunden (außer, dass ich Kunde bin), noch sind irgendwelche Verwandte oder enge Freunde von mir bei ihnen angestellt. Nur ein paar von meinen Social-Media-Freunde arbeiten für sie. Auch habe ich keine Zahlung, weder in Geld noch in Sachen, von Swarovski erhalten. Das oben beschriebene System wurde mir von Swarovski verliehen mit dem Verständnis, dass ich meine Erfahrung damit in einem Blog veröffentliche.]